Dr. Cordula Tollmien Emmy Noether Ernst Fischer

Ernst Fischer (1875-1954)

 

Ernst Fischer, undatiert, aus dem Privatbesitz der Familie Fischer, abgedruckt in: Emmy Noether. A Tribute to Her Life an Work (hg. James W. Brewer und Martha K. Smith), New York 1981.

In Erlangen war Ernst Fischer, der mathematisch der Hilbert Schule zuzurechen ist und von 1911 bis 1920 in Erlangen war, Emmy Noethers Berater und Förderer. Unter seinem Einfluss wandte sich Emmy Noether, wie sie selbst in ihrem Habilitationslebenslauf schrieb, von der durch Gordan geprägten rein rechnerischen, algorithmischen Richtung der Mathematik Hilberts begrifflicher Denkweise zu. Obwohl beide in Erlangen wohnten und sich regelmäßig im mathematischen Seminar trafen, schrieben sie sich zahlreiche Postkarten mit mathematischen Erörterungen. Auguste Dick schrieb dazu: "Beim Lesen dieser Korrespondenzen gewinnt man den Eindruck, daß Emmy unmittelbar nach Beendigung eines Gespräches zur Feder gegriffen und ihrem Gesprächspartner die Fortführung des eben abgebrochenen Gedankenganges mitgeteilt hat, vielleicht, um ihn nicht zu vergessen, vielleicht, um damit Anregung für das nächste Gespräch zu geben. Ernst Fischer hat diese schriftlichen Mitteilungen aufbewahrt und trotz aller Kriegswirren erhalten können. Die Korrespondenz reicht von 1911 bis 1929 und weist die größte Dichte 1915 auf, bevor Emmy Noether nach Göttingen ging und Ernst Fischer zum Kriegsdienst einberufen wurde." (Auguste Dick, Emmy Noether: 1882-1935, Elemente der Mathematik. Beiheft 13, Basel, 1970, S. 11.)

Leider hat sich trotz intensiver Nachforschungen diese Korrespondenz nicht wieder finden lassen. Fischer erhielt 1920 einen Ruf nach Kön und hat dort bis an sein Lebensende gelebt. Nach Auskunft des Universitätsarchivs Köln, das sich mit der Tochter Ernst Fischers in Verbindung gesetzt hatte, soll der Nachlaß an das Mathematische Institut der Universität Köln abgegeben worden sein. Dort ließ er sich jedoch nicht nachweisen (Auskunft des Archivs und des mathematischen Instituts 3.2.1995 und 15.2.1995). Es scheint daher, dass die Kopien dieser Karten, die sich in Wien im Nachlass von Auguste Dick befinden, das einzige ist, was sich von dieser Korrespondenz erhalten hat.

Hans Falckenberg (1885-1946), den Emmy Noether in ihrem Habilitationslebenslauf indirekt als ihren ersten Doktoranden bezeichnete, weil sie ihn zu seiner Arbeit "Über Verzweigungen von Lösungen nichtlinearer Differentialgleichungen" angeregt hatte, promovierte übrigens - da Emmy Noether ja 1912 in Erlangen noch keine Doktorprüfungen abnehmen konnte - offiziell bei Ernst Fischer.

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